Der große (Stief)Bruder hat es bereits geschafft. Nun drängt wie so oft, 'beng beng beng', ein weiterer Sproß der Familie nach bewährtem Rezept auf den Markt. Mit "brazilectro" veröffentlichte das Label Audiopharm / SPV letztes Jahr im Zuge des allenthalben grassierenden Latin-Fiebers eine durchweg gelungene Compilation von Club- und NuJazztracks im aufreizenden brasilianischen Gewand. Da dachte sich der SPV-Clan gewiefterweise, warum nicht das gleiche mit dem anderen, bisher noch weniger präsenten Trend probieren. Gedacht, getan! "afrotronic" wird nun (noch vor "brazilectro 2") ins Rennen der unzähligen Clubsoundsampler geschickt. Und das mit guten Voraussetzungen, denn PAPA PACO (de la Cruz) hat sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und 2 CDs mit ordentlich AfroBeat-lastigen Electrosounds zusammengestellt. Konnte "brazilectro" mit Szenegrößen wie JAZZANOVA, TRÜBY TRIO oder UNITED FUTURE ORGANIZATION aufwarten, so muß sich auch der "afrotronic"-Sampler seiner Künstler nicht schämen: FAZE ACTION, FEMI („Felason“) KUTI, LES GAMMAS und BEANFIELD tummeln sich neben anderen bekannten und weniger bekannten Tonartisten auf den zwei Silberlingen dieser üppigen Compilation, die sich ergo auch ganz für sich betrachtet, sehen und vor allem hören lassen kann. Wie immer macht’s die Mischung. Und so gibt es u.a. neben jazzigem Soul in LETTA M’BULU’s wundervoll eingängigem "what’s wrong with groovin’" experimentierfreudige Klänge von BASEMENT JAXX, gebrochene Beats mit Captain Future-Synthie bei YUKIHIRO FUKUTOMI und geschmeidige Loungemucke von LOVETRONIC zu hören. Auf der zweiten CD stechen meiner Ansicht nach ganz besonders BEANFIELD’s "the season" und die Bearbeitung des Klassikers "sunshine day" von den Herren GLAUBITZ & ROC hervor. Eine unwiderstehliche Auforderung zum Tanz! Die allermeisten Stücke sind so gekonnt arrangiert und mit Afroflavour gewürzt, dass auch die wenigen uninspirierten Tracks (etwa der GLENN UNDERGROUND Beitrag, Sax-Fetischisten mögen es mir nachsehen) kaum ins Gewicht fallen. Wer sich also an den Sambarhythmen sattgehört hat, dem sei hiermit geraten, doch ruhig mal in der "afrotronic"-Lounge vorbeizuschauen, relaxt auf den Zebramustersessel herabzusinken und sich das Dargebotene genüßlich auf dem Trommelfell zergehen zu lassen. Kein großes Wagnis, gelegentliches Zucken in den Hacken muß allerdings in Kauf genommen werden. So klingt denn auch letztlich LETTA MBULU's Frage in diesem Falle gelungener Kombination von AfroBeats mit Clubmusik reichlich ironisch! "Nichts, meine Dame, gar nichts!", kann ich da nur sagen. |