ANNA CALVI
ANNA CALVI: ANNA CALVI
(Domino Recordings / GoodToGo Vertrieb/Distribution / Lc10192)



Drei Jahre kämpfte, schraubte, werkelte ANNA CALVI im Keller, kurz vorm durchdrehen, an dem, was sie selbst als Monster bezeichnet: ihrem neuen, großartigen Debut-Album "ANNA CALVI". Und wenn man diese zehn Songs an der anmutigen, zerbrechlich wirkende Person der Künstlerin misst, kann man schnell ins Zweifeln kommen - wie kann so jemand nur ein solches Ungeheuer ausbrüten?
Das klassische "Dorian Gray"-Ding?
Wow, wer hätte das gedacht: süße, zerbrechliche Person entfacht einen Sturm voller emotionaler Kraft und Stärke. Aber sei's drum, mir macht es jedenfalls richtig Spaß diese äußerst eruptive, verführerische Scheibe zu hören und wieder aufzulegen und noch einmal zu hören.
Eine Kulmination ihres ganzen Lebens ist das furchtlose Werk über Verlangen, große Gefühle, Tod und Teufel, dem harten Kampf gegen dunkle Mächte für ANNA CALVI geworden. Ihrer Meinung nach heißt Liebe die allumfassende Antwort!
Produziert hat die Sänger-/Liederschreiberin das gute Ding übrigens gemeinsam mit ROB ELLIS (u.a. PJ HARVEY, MARiANNE FAITHFULL und MADRUGADA), in einem kleinen Kellerstudio in London und im Black Box Studio in Frankreich. Alles analog, mit Equipment aus den 1960ern: die beiden haben hervorragende Arbeit geleistet!
In Trio-Besetzung eingespielt (neben ANNA sind sehr orchestral die Multiinstrumentalistin MALLY HARPAZ und äußerst intuitiv, der entspannte Schlagzeuger DANIEL MAIDEN-WOOD zu hören), besitzt das Epos eine raue Qualität, ist spannend und heißblütig, theatralisch und stimmungsvoll. Düstere musikalische Motive treffen hier auf gefühlvolle Pop-Sounds.
Die Autodidaktin an der Gitarre nahm sich DJANGO REINHARDT als Vorbild und schaffte es mit ihren Freunden ein Album ohne Bass, aber trotzdem voller musikalischer Tiefen zu veröffentlichen. BRIAN ENO war so begeistert, dass er spontan ihr Schirmherr wurde.
Das Album erinnert mich musikalisch in seiner bluesigen Vehemenz stark an die erwähnte PJ HARVEY, in ihrer gitarrenrockigen Direktheit schon einmal an die BREEDERS oder in ihrer Verspieltheit gelegentlich auch an die besten Momente der AU PAIR GIRLS. Abwägungen, die die Londonerin direkt in die oberste Riege der Indie-Frauen katapultieren!
Zu lesen waren auch immer wieder Vergleiche mit dem vertrackten, explosiven Gitarrenspiel von JON SPENCER sowie Hinweise auf den "wall of sound" eines PHIL SPECTORs - wo die Journalisten Recht haben, haben sie Recht.
Darüber hinaus sind laut Interview ihre stärksten Einflüsse beim Gesang wohl ELVIS, SCOTT WALKER oder NINA SIMONE und sie ist Fan von EDITH PIAF, ANTONY AND THE JOHNSON, TV ON THE RADIO sowie der WILD BEASTS.
Bei dieser exquisiten Orientierung kann es jedenfalls auch nicht wirklich verwundern, dass kein Geringerer als NICK CAVE zu ihren großen Bewunderern gehört - was für mich natürlich auch gilt.
"ANNA CALVI" ist ein spitzenmäßiger Anfang des neuen Jahres!

Andy Gehling


http://www.myspace.com/annacalvi
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Komplettes SONGLISTING
(inkl. 5 Snippets. [35Sec.])


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